„Vielleicht bin ich noch menschlicher geworden.“ DRK-Sozialbetreuerin Marén Zankl berichtet anlässlich des Weltflüchtlingstags von ihrer Arbeit in der Erstaufnahmeeinrichtung in Doberlug-Kirchhain.
Heute ist Weltflüchtlingstag. Aktuell befinden sich mehr als 70 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht – so viele wie seit 70 Jahren nicht mehr. Um die Versorgung, Beratung und Betreuung der Menschen, die in Brandenburg ankommen, kümmern sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der DRK Flüchtlingshilfe in den Erstaufnahmeeinrichtungen in Eisenhüttenstadt, Doberlug-Kirchhain und Wünsdorf.Wie ihre tägliche Arbeit in der Flüchtlingshilfe aussieht – in der Erstaufnahme, der Migrationsberatung oder der Berufsintegration – davon berichten in der neuen Reihe „Unsere Mitarbeiter“ haupt- und ehrenamtliche Rotkreuzler.
Den Anfang macht Marén Zankl aus Finsterwalde, die als Sozialbetreuerin im Bereich Kreativität in der Erstaufnahmeeinrichtung in Doberlug-Kirchhain tätig ist.
Was ist Ihre Aufgabe in der Erstaufnahmeeinrichtung und was machen Sie dort genau?
Ich arbeite seit dem 1. Januar 2017 in der Erstaufnahmeeinrichtung. Zu meinen Aufgaben gehört die Organisation und Realisierung von Angeboten in den Bereichen Kunst, Musik und Garten. Konkret heißt das:
- Instrumentalunterricht, einmal wöchentlich Live-Musik in unserem Treffcafé und gemeinsame Proben dafür
- Malkurse, Schmuck und Dekoration herstellen
- Neuanlage eines „Garten der Begegnung“ im Frühjahr 2017 und Bewirtschaftung (Beerenobst, Gemüse, Kräuter, Blumen)
- Gemeinsame Exkursionen (Bachmuseum Leipzig, Konzerte, Botanischer Garten Berlin usw.)
Und das alles natürlich in Zusammenarbeit mit interessierten Bewohnenden der Erstaufnahmeeinrichtung.
Wie sind Sie zu Ihrer Aufgabe gekommen und was motiviert Sie an der Arbeit?
Ich bin durch Zufall zu der Arbeit gekommen. Nach langjähriger Tätigkeit als Umweltpädagogin bin ich im November 2016 arbeitslos geworden. Aufgrund des Vermittlungsvorschlags der Arbeitsagentur habe ich mich auf die Stelle beworben (Sozialbetreuung Bereich Kreativität) und diese auch sofort bekommen. Ich wusste damals ehrlich gesagt nicht, was mich erwartet; ob es mir gefällt und ob es überhaupt „mein Ding“ ist. Trotz des Forststudiums war ich jedoch immer an Menschen interessiert, an anderen Kulturen.
Ich habe es jedoch (bisher) nie geschafft, einmal für eine Zeit lang ins Ausland zu verreisen. Somit kann ich jetzt die „weite Welt“, d.h. Menschen aus verschiedenen Kulturen, hier („zuhause“) erleben. Mir macht es unheimlich viel Spaß, mit den Menschen in der Erstaufnahmeeinrichtung zusammenzuarbeiten. Ich werde es nicht müde, mich von ihrer Musik, ihrer Kunst, ihren Ideen inspirieren zu lassen. Meinen Arbeitsbereich gestalte ich inhaltlich relativ frei. Ich kann viele Ideen (meine und der Bewohnenden) umsetzen und das stimmt mich ehrlich froh.
Ich könnte niemals Dienst nach Vorschrift leisten oder damit zufrieden sein, immer eingeschränkt zu werden (in der Kreativität). Und mittlerweile kann ich mich in Englisch soweit verständigen, dass ich alles, was ich denke und fühle ausformulieren kann. Darüber bin ich ganz froh, zumal ich davor viele Jahre kein Englisch gesprochen habe.
Allerdings habe ich auch das Gefühl, dass mich die Arbeit hier noch weicher, sensibler gemacht hat. Vielleicht bin ich noch menschlicher geworden. Aber selbst das sehe ich für mich als persönliche Bereicherung. Ich bin über die Erfahrung, in der Flüchtlingshilfe tätig zu sein, sehr dankbar.
Möchten Sie eine kurze Geschichte aus dem Alltag in der Erstaufnahmeeinrichtung erzählen?
Ich denke da besonders an das Strahlen in den Gesichtern, wenn ich sage, dass wir eine Exkursion machen. Einfach mal raus aus dem Camp-Alltag! In der kommenden Woche fahre ich mit Bewohnenden, die mit mir im Kreativbereich zusammenarbeiten, nach Lichterfeld zur F60. Dort werden wir für einen Tag bei der Vorbereitung eines Festivals (Feel) helfen, dort Container bemalen und Dekoration herstellen.