Strahlender Sonnenschein, sommerliche Temperaturen und über 5.000 Quadratmeter Kunstrasenfläche – Die Bedingungen für den ersten CampCup Brandenburg am Sonntagvormittag im Karl-Liebknecht-Stadion in Potsdam könnten nicht besser sein. Kaum sind die ersten Streetsoccer-Mannschaften aus den Bussen gestiegen, bolzen sie schon die ersten Bälle über den Platz. Andere laufen sich warm oder machen Dehnübungen.
„Wir wünschen euch viel Spaß heute und hoffen, dass ihr schnell im deutschen Vereinssport ankommt“, begrüßt Uwe Koch, Projektleiter des Programms „Integration durch Sport“ bei der Brandenburgischen Sportjugend, die knapp 60 Teilnehmer. Heute treten die stärksten Streetsoccer-Teams aus den Vorrundenturnieren in den Brandenburger Erstaufnahmeeinrichtungen Eisenhüttenstadt, Doberlug-Kirchhain und Wünsdorf gegeneinander an.
Die Idee, eine Straßenfußball-Meisterschaft in den Erstaufnahmeeinrichtungen auf die Beine zu stellen, hatten DRK-Ehrenamtskoordinatorin Bettina Nathusius und stellvertretende Objektleiterin Elisabeth Lamping der Erstaufnahmeeinrichtung Wünsdorf schon vor einem Jahr. „Fußball ist immer eine willkommene Ablenkung für die Bewohner und sorgt für gute Stimmung“, sagt Nathusius. Seit Anfang 2016 finden in der Einrichtung deshalb immer wieder kleinere Turniere statt, unter anderem auch in Kooperation mit der Brandenburgischen Sportjugend (BSJ). Als Bettina Nathusius und DRK-Sportkoordinator André Kaiser BSJ-Projektkoordinator Marcus Penke von der Idee erzählen, ist er sofort begeistert, gibt viele Inputs, entwickelt die Idee weiter und holt schließlich auch den SV Babelsberg 03 und die Initiative „Hertha für Alle“ mit ins Boot. Penke weiß, dass der organisierte Vereinssport viel zur Integration von Geflüchteten in die deutsche Gesellschaft beitragen kann: „Mit dem CampCup wollen wir Vereine dazu animieren, sich kulturell zu öffnen und Flüchtlingen den Zugang zu einer aktiven Vereinsmitgliedschaft zu erleichtern“.
Mit leichter Verzögerung starten die 17 besten Teams in das Finale. „Denkt daran: spielt fair und seid nett zueinander“, gibt DRK-Sportkoordinator Thomas Kurth seinen Mannschaften aus Doberlug-Kirchhain noch mit auf den Weg, bevor sie in den circa 10 Quadratmeter großen Streetsoccer-Court steigen. Lediglich fünf Minuten Zeit haben sie, um das Match für sich zu entscheiden. Es zählen nicht nur die Tore, sondern auch Fairplay und kameradschaftliches Miteinander.
Beim Finaltag soll es für die Teilnehmer vor allem auch darum gehen, Kontakte zu knüpfen. In den Spielpausen finden deshalb im sogenannten TandemCup Geflüchtete und Spieler aus örtlichen Fußballvereinen zueinander: In Zweierteams müssen Sie nicht nur gegen andere Tandems antreten, sondern sich auch Team-Namen überlegen, gemeinsame T-Shirts drucken, Quizfragen beantworten und internationales Fußballvokabular erraten. Dabei soll Geflüchteten auch der deutsche Vereinssport nähergebracht werden. Die Brandenburgische Sportjugend hat dazu ein großes Plakat erstellt, das die deutschen Vereinsstrukturen in einfachen Symbolen erläutert. „Ihr zahlt einen geringen Betrag an den Verein, bekommt dafür aber auch viel zurück“, erklärt eine BSJ-Referentin den Teilnehmern.
Um 17.00 ertönt der Schlusspfiff. Der Siegerpokal geht nach Doberlug-Kirchhain an die afghanisch-libysch-syrisch-sudanesische Mannschaft „Itehad“. Der Jubel ist groß. Die anderen Mannschaften nehmen ihre Niederlage gelassen hin und feiern mit. „Ich bin sehr dankbar, dass ich heute dabei sein konnte. Das Fußballspiel hat uns allen sehr gut getan“, sagt Patrick Nyalla aus Kamerun und strahlt. Gemeinsam mit Leon Redlinger von der Initiative Hertha für Alle hat er heute im Team „Together“ den TandemCup gewonnen, dicht gefolgt von den Mannschaften „Barcelona“ und „Horst 2“.
Platzierungen
Altersklasse „über 18 Jahre“
Fairplaysieger: Refugee Guys
1. Platz Itehad
2. Platz Refugee Guys
3. Platz UC 1
Altersklasse „unter 18 Jahre“
Fairplaysieger: Superhero
1. Platz FC Afghanistan
2. Platz Brunnenring Boys
3. Platz Internationale Jungs
Tandemcup
1. Platz Together
2. Platz Barcelona BSC
3. Platz Horst 2